Malen mit Zahlen

Interview mit Silke Briel über Netzwerke und Autodidakten in der Kunst

2017:März // Rebecca Hoffmann

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03-2017

Wieso hast du angefangen, Kunst zu machen?
Kunst zu machen, war keine Entscheidung. Vielmehr war die Ambition schon immer da und hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Daher war meine Arbeit immer schon eine Schnittstelle zwischen Design und Kunst.
Ich arbeite mit vielen Medien, die durch den Designbereich geprägt sind. Insofern habe ich kein großes Problem damit, zwischen verschiedenen Medien, Print, Film und Fotografie zu springen. Ich komme aus dem Designbereich, das heißt, ich wende das Handwerkszeug an, das ich im Studium erlernt habe. Es war nicht Teil meiner Ausbildung zu malen, sondern mit dem Computer zu arbeiten. Und auf dieses Wissen greife ich bei meinen freien Arbeiten zurück.

Wie betrachtest du deine künstlerische Position gegenüber Absolventen einer Kunsthochschule, sowohl formal als auch hinsichtlich der Bildung von Netzwerken?
Wenn du Kunst studierst, dann wächst du in ein Netzwerk hinein. Ich hatte dieses Netzwerk nach der Uni auch, aber in einem anderen Bereich. Aber es liegt nicht alleine am Studium, sondern auch an der Person und daran, ob sie bereit ist, sich ein Netzwerk zu erarbeiten. Denn das muss man sich aufbauen und das kostet Zeit. Ich hatte das Glück, schon während meines Studiums in einem Freundeskreis zu sein, der hauptsächlich aus Künstlerinnen und Künstlern bestand. Der Kreis ist weiter gewachsen, und weil wir uns gegenseitig unterstützen, komme ich über dieses Netzwerk auch an Ausstellungen. Letzten Sommer haben wir als Kollektiv im Centre Pompidou ausgestellt.
Formal gibt es Unterschiede, auch weil ich andere Techniken erlernt habe. Ich habe beispielsweise nie gelernt zu malen oder zu zeichnen. Als Designstudentin habe ich am Computer diese Techniken imitiert, und da die bildenden Künstler an einer anderen Fakultät ausgebildet werden, die einige Kilometer weit weg liegt, kommt man erst einmal nicht so schnell auf die Idee, einen Pinsel zu benutzen.
Es gibt aber auch ästhetische Gemeinsamkeiten. Den Arbeiten sieht man nicht an, dass ich nicht von einer Kunstuni komme. Technik ist zwar stilprägend, aber um die Arbeiten haptisch erfahrbar zu machen, experimentiere ich mit verschiedenen Printverfahren. Dabei setze ich mich mit der Leinwand als Material, der Dichte von Farben und dem Farbauftrag auseinander. Das kommt der Malerei nahe, aber eben ohne dass ich einen Pinselstrich setze.

Kennst du weitere Künstlerinnen und Künstler, die nicht an Kunsthochschulen studiert haben?
Nein.

Wie schätzt du den Kunstmarkt gegenüber Autodidakten ein?
Ich denke, wenn man einmal im Kunstmarkt angekommen ist, dann fragt keiner mehr danach, ob man das auch studiert hat. Erfolgreich zu sein, sodass man von seiner Kunst leben kann, hängt auch immer vom Zufall ab. Das ist aus meiner Perspektive erst einmal unabhängig davon, ob man von einer Kunsthochschule kommt oder nicht. Da muss man Glück haben.
Wenn sich jemand für die Arbeiten interessiert, ohne sie zuallererst als Investition zu betrachten, dann ist der Faktor Studium auch weniger relevant. Wichtig ist, dass man gesehen wird, dass man die Arbeiten ausstellen kann, um überhaupt erst Interesse zu generieren.
Natürlich kommen die Scouts und Galeristen in den Kunstschulen vorbei, um neue Talente zu sichten. Aber man wird trotzdem gesehen. Es ist nur mühsamer.

Welche Arbeiten anderer Künstler findest du zurzeit spannend?
Gabriel Braun und Olaf Holzapfel. Bei Holzapfel interessieren mich vor allem seine geknüpften Arbeiten. Diese Arbeiten haben eine konzeptionelle Eigenart, die ich sehr spannend finde. Brauns Stil ist meiner Kunst ähnlich, weil sich darin grafische Elemente finden lassen und er gleichzeitig den Kunsthintergrund hat. Er macht Holzdrucke, die ich auch in ihrer Farbgebung sehr stark finde.


Silke Briel „Printage“, Installationsansicht, Bethanien, 2016