Fünfte Berlin Biennale II

2008:Jul // Thomas Wulffen

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07-2008
















Hatten wir wirklich gehofft, sie würde im Laufe der Zeit besser werden? Oder waren die Erwartungen so hoch, dass der Fall danach umso tiefer schien? Zeigte sich nicht doch an wenigen Stellen eine Art Einsicht und Übersicht. Pars pro toto? Aber vielleicht ist die fünfte Berlin Biennale an ihrem eigenen Anspruch gescheitert. Die spezifische Diversifikation, mit der diese Biennale auftrumpfen wollte, ist eher irritierend als erleuchtend. Da ist zum einen die Unterscheidung zwischen Tag und Nacht, die sich schon in den Titel der Ausstellung selbst zu erkennen gab. Zum einen „Wenn die Dinge keine Schatten werfen“ und zum anderen „Meine Nächte sind schöner als deine Tage“. Das eine hat etwas mit dem anderen zu tun, wie das „Innen“ mit dem „Außen“. Das Innen sind die Ausstellungsräume in der Nationalgalerie und in den KunstWerken, das Äußere sind die Arbeiten im Skulpturenpark. Nichts oder nur sehr wenig bindet das Eine mit dem Anderen zusammen. Und ärgerlich sind die Platitüden, die sich die Ausstellung so nebenbei erlaubt, wie die Faust von Piotr Uklanski vor der Nationalgalerie. Innen drin ist, bis auf wenige Ausnahmen Kunst als Kindergarten zu erleben, bunte Bastelei für alle und jeden. Selbst der konzentrierte Raum des Schinkel-Pavillons hält nicht, was er versprechen will. So war die Ausstellung zu Ettore Sottsass eine schlecht präsentierte Buchstabensuppe. Das Textheft allein hätte genügt.  

Aber vom Ungenügen ist in dieser Biennale an vielen Stellen zu sprechen. Genügsam ist allenfalls der kleine Führer zu den einzelnen Ausstellungsorten. Er ist besonders hilfreich im Skulpturenpark, deren Objekte und Werke seltsam im Stadtraum verteilt erscheinen. Die Nadel im Heuhaufen ist ein schönes Bild, aber hier vor Ort geht es weder um die Nadel noch um den Heuhaufen. Die fast schon stochastische Verteilung verweist einen wieder auf den Raum der Nationalgalerie, deren Dimensionen nicht wirklich genutzt werden. Vielleicht hätte man einfach eine Etage einziehen sollen, um die Präsentation in den Kunstwerken stärker zu entflechten. Hier allein erscheint eine Art von Idee und Gestaltung, die in eins geht und überzeugen kann. Aber all das erscheint seltsam aus der Zeit gefallen, als habe die Ausstellung schon woanders zu einer ganz anderen Zeit stattgefunden und wir haben es nicht bemerkt. Einerseits tritt sie damit ein für die Rettung der Phänomene, aber andererseits weiß sie weder, was die Phänomen sind und noch was Rettung bedeuten könnte. Ob die Nutzung der Nächte den Zuschauer der Beantwortung diese Frage näher gebracht hat, bleibt fraglich. Und letztendlich ist diese Biennale so weit dem Schönen, Wahrem und Gutem der ‚Kunst‘ verpflichtet, dass die Geschäfte dahinter erst nach Abschluss getätigt werden. Denn dem Traum einer Biennale ohne Markt sollte man in diesem Falle auch nicht nachhängen. Die Namen wurden schon vor Eröffnung herumgereicht und sind jetzt auch Handelsware.

Am besten wir vergessen diese Biennale mit der Trauer ohne Rand.

5. Berlin Biennale
KW Institute for Contemporary Art,  Auguststraße 69
Neue Nationalgalerie, Potsdamer Straße 50,
Skulpturenpark, Kommandantenstraße / Neue Grünstraße
Schinkel Pavillon, Oberwallstraße 1
05.04.–15.06.2008
Paulina Olowska auf der 5. Berlin Biennale 2008 (© von hundert)
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