Terry Atkinson und SUSI POP

Galerie Zwinger

2007:Nov // Thomas Wulffen

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11-2007












Kunst ist weitgehend eine eher traurige Angelegenheit. Die, die damit Geld verdienen, haben so viel zu tun, dass sie keine Zeit haben, es zu genießen. Die anderen dagegen müssen so viel arbeiten, dass sie keine Zeit mehr haben, um Kunst zu machen. Die Vermittler selber sind so beschäftigt mit der Wahrnehmung des gewöhnliche Betriebs, dass sie das Geschehen am Rande nicht mehr verfolgen können. Aber vom Rande her entsteht das Neue, das Ungewohnte. In der Mitte herrscht die Ruhe der Gewöhnung, in der so getan wird, als täte sich etwas. Wenn dann einer lauter lacht, drehen sich alle nach ihm um, den Finger vor dem Mund.

Von einem lauten Lachen lässt sich angesichts der Ausstellung „Terry Atkinson und susi pop … are leaving the agmoas sector“ nicht sprechen. Aber von einer eindeutigen Irritation, die wohl auch vom zuständigen Kurator Wolfgang Winkler intendiert war. Denn Terry Atkinson neben Susi Pop zu stellen, kommt einem Bild gleich, das angesichts des Todes von Marcel Marceau zu sehen war: „Bip“ alias Marcel Marceau neben Michael Jackson. Wobei gar nicht so sicher ist, ob Michael Jackson er selbst war und nur das Model für den Namen. Bekanntermaßen gibt es auch bei susi pop Schwierigkeiten der Identifizierung und der zuständige Kurator beschreibt das Problem in seinem dreiseitigen Pressetext mit folgenden Worten: „susi pop, die Geschichte ihrer Herkunft muss erst noch erfunden werden.“ Das gilt allerdings nicht für Terry Atkinson, so etwas wie der Großvater von „Art&Language“. Er gehörte dieser englischen Gruppe, die er mitbegründete, von 1968 bis 1974 an. Im Jahre 1972 war die Gruppe mit „Indexing“ auf der Documenta 5 von Harald Szeemann vertreten. „Noch im gleichen Jahr hatten Paul Maenz und Gerd DeVries in der Reihe „Dumont aktuell“ eine Sammlung von Artikeln des Art&Language Journals zweisprachig herausgegeben.“ liest man im Pressetext zur Ausstellung. Das ist nicht ganz richtig, denn mein Exemplar des Buches enthält keinen Text wie „Dumont Aktuell“, sondern nur einen schwarzen Text auf orangenem Grund in einem auf Spitze gestellten Quadrat, dessen untere Ecke allerdings nicht mehr auf dem Titel unter zu bringen war. Zu lesen ist da „Dumont Kunst Praxis“, wobei zwischen Kunst und Praxis jeweils ein Pfeil nach rechts weist und ein anderer nach links. Daneben, fast am Buchrand, ist als eine angedeuteter Stempelaufdruck zu lesen: Dumont International.In den zwei Ausstellungsräumen werden die Arbeiten von susi pop und Terry Atkinson auf höchst intelligente Weise verknüpft. Man könnte von der „Migration der Form“ sprechen, wäre es angesichts der Werke nicht eine Verflachung des Hintergrunds. Im Hintergrund dräut das agmoas, ein Akronym für „Avant-Garde Model of a Artistic Subject“. Alles weitere dazu findet sich auf dieser Seite.

Überlassen wir das letzte Wort dem Kurator: „Nein, diese Ausstellung will sich nicht damit ‚interessant‘ machen, dass sie durch Information ein mögliches Wissen angreift oder gar zerstört. Diese Ausstellung will auch nicht ‚zum Denken anregen‘. Sie gibt lediglich vor, einen Raum denken zu können, nämlich über nur(!) das, was gezeigt wird … was – jedoch – in (unvermeidlichen) Zusammenhängen steht. Letztlich geht es also hier um das Unvermeidliche – und, ganz besonders, um die Auswege daraus!“ Wer schmunzelt hier noch? Oder grinst da jemand doch noch? Die Kunst ist zu ernst, als dass man sie ernst nehmen sollte, könnte Valentin sagen. Hat er aber nicht gesagt!

Terry Atkinson und SUSI POP
„....are leaving the agmoas sector“
Galerie Zwinger ,
Gipsstraße 5,
30.6.–25.8.2007
SUSI POP "Documenta Landscape" (© Courtesy Galerie Zwinger)
Terry Atkinson „Duo“ Detail (© Courtesy Galerie Zwinger)
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