Dieses wiederkehrende Motiv ließ durchaus Bezüge zu einem gesellschaftlichen Phänomen herstellen, dem Streben nach dem großen Glück. Auf der Suche nach diesem, nach Erfolg und sozialer Anerkennung, soll die Steigerung bis zum Maximalen, das (Sich-)nach-oben-Schrauben, das Darüberstehen ein unbeirrbarer Garant sein. Auch in verschiedenen Architekturen ist dieses Muster zu finden und ist doch nur Form gewordene gesellschaftliche Vorstellung.
Im Charlottenburger Bezirk konnte der Leitspruch „What goes up must come down“ durchaus als ironisch gelesen werden. Zwischen Edelboutiquen, Porsche Cayenne und gutbürgerlichem Establishment platzierte die Künstlerin eine Installation, die den sozialen Aufstieg als eine Form von Anpassung an Gegebenheiten präsentierte. Neben der freistehenden Wendeltreppe waren Möbelstücke, Fotos und elektronische Geräte zu einer architekturartigen Installation aufgetürmt. Dabei wurden bewusst Objekte integriert, die an ein bürgerliches Wohnumfeld erinnerten, wie etwa eine Deckenlampe aus den 1950er Jahren oder das bereits erwähnte maßgefertigte, möbelstückartige Holzobjekt. Alexandra Schumacher reagierte auf die räumliche Situation sowie den Standort der Galerie und konnte dabei geschickt die Hierarchien zwischen Kunstwerk und seinem architektonischen Rahmen verwischen. Denn die Objekte ließen sich innerhalb des als Ladenfläche renovierten Raumes auch wie zum Verkauf stehende Accessoires der realen Lebenswelt lesen.
Doch gerade mit der zweckentfremdeten, skurrilen Türmung widersetzte sich die Künstlerin den Konventionen. Zudem setzte die Präsentation der Wendeltreppe im Schaufensterbereich der Galerie den verkaufsorientierten Dekorationen der Nachbargeschäfte durchaus etwas Befremdliches entgegen. Dekorativ wurde es bei Schumacher auch, wenn sie die dunkelbraun gerahmten Fotografien adrett an die Wand hing. Die darauf abgebildeten Installationen aber zeigten Variationen der Rauminstallation, die gerade in ihrer Verschiedenartigkeit wiederum eine Verweigerung gegen das Establishment versuchten.
Alexandra Schumacher „Carrier Grade“, Vero Linzmeier Galerie, Pestalozzistraße 105, 10625 Berlin, 31.3.–21.4.2011