Über die Pressekonferenz zu Based in Berlin

/ Die Macht des Faktischen

2011:Aug // Knut Ebeling

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07-2011
















Pressekonferenzen, die strukturell an der Schnittstelle zwischen Macht und Wissen logieren, schaffen Fakten, indem sie diese kommunizieren. Diese Kommunikationen zeichnen sich gewöhnlich dadurch aus, dass sie von gewissen Mächten bei bestimmten Veranstaltungen definiert werden; die Definition von Information ist das Geschäft der Pressekonferenz. Damit stellt jede Pressekonferenz ein Verhältnis zwischen Zeigen und Verschweigen her, weswegen sie aufschlussreich ist in Bezug auf das, was bestimmte Mächte als Wissen zeigen und herausgeben – was zugleich heißt, dass sie etwas anderes verschweigen und überschreiben.

Eine dieser Veranstaltungen, bei der diese Natur der Pressekonferenz deutlich wurde, war die PK zu Based in Berlin. Zunächst eine ganz normale PK mit den ganz normalen Begleiterscheinungen: der eigenartigen Spannung im Publikum, etwas hören zu wollen, was doch von vornherein klar ist; der Frage, ob irgendwer irgendwelche provokanten Fragen stellen könnte, von denen man dann aber auch nur feststellt, dass andere sie genauso wenig stellen wie man selber; kurz, der Verwandlung von Ausstellung in Spektakel.

Doch zugleich war das Verhältnis zwischen Gesagtem, Geschriebenem und Überschriebenem auch drastisch: Denn jedes gesagte Wort überschrieb alles Nichtgesagte (aber Geschriebene) krass – die Menge an Ungesagtem überragte an Bedeutung bei weitem die Banalität des Gesagten: Gesagt wurde natürlich das erwartbare Berlin-Konfetti, die Attraktivität und Anziehungskraft dieser einzigartigen Künstlerstadt. Was dagegen ungesagt blieb, war jeder Hinweis auf die unerwartbaren Begleitumstände dieser Ausstellung, die mehr Protest ausgelöst hatte als jede andere im jüngeren Berliner Kunstzirkusgedächtnis; Proteste, die dafür gesorgt hatten, dass diese Ausstellung politisch inkorrekter rüberkam als jede andere – eben weil sie näher an der Politik logierte (und bezahlt wurde) als jede andere.

Die PK machte deutlich, was man mit dem Mittel der Worte alles verschweigen kann: Verschwiegen wurde der Open Call, aus dem am Ende nur zehn Prozent der Ausstellungsteilnehmer ausgewählt wurden; auch kein Wort über die ursprünglichen Pläne utopischer Ausstellungsarchitekturen, die sich im Sand des Humboldthafens verliefen; und unerwähnt blieb natürlich auch die Protestflut, die sich sofort nach dem L-Wort über die Veranstalter ergoss. Überhaupt, das L-Wort, das leidige L-Wort, das den Veranstaltern auf der PK jedoch die Möglichkeit gab, sich noch einmal über dieses Wort zu echauffieren und im koketten Vorzeigen dieses Techtelmechtels um einen Begriff alles andere zu verschweigen – als wäre das Wort das einzige Problem einer Ausstellung gewesen, die am Ende nichts mehr war als eine: Leistungsschau.

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