Jonathan Monk

Haus am Waldsee

2007:Mar // Thomas Wulffen

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04-2007
















Ob der Elefant dazu kommt, wissen wir noch nicht. Zumindest ist Jonathan Monk schon da, der hier die Rolle des Mönches übernehmen soll. Nomen est omen. Jonathan Monk ist ein Hans Dampf in allen Gassen. Soll heißen, er wird sowohl vertreten von den wichtigen Galerien (u.a. Casey Kaplan Gallery, New York; Lisson Gallery, London; Galleri Nicolai Wallner, Kopenhagen) und er hat in den richtigen Ausstellungshäusern ausgestellt. „Jonathan Monk (*1969 in Leicester) ist ein britischer Künstler“ ist in dem Beitrag über den Künstler in Wikipedia zu lesen. Wir nähern uns dem Phänomen Jonathan Monk auf Umwegen, ganz im Gegensatz zur Verfahrensweise des Künstlers selbst. Der zielt auf das Objekt und nicht daneben.  

Von einem Phänomen ist tatsächlich zu sprechen, denn der Künstler gehört zu jener Gattung von kreativen Persönlichkeiten, die im Rückgriff auf schon Vorhandenes vorgeben, etwas Neues in die Welt zu setzen. Diese Vorgabe aber kennt zwei unterschiedliche Momente: den Künstler selbst und das Publikum. Wieweit richtet sich der Künstler nach dem Publikum und umgekehrt? Das Werk von Jonathan Monk ist paradigmatisch für dieses Verhältnis. Es bezieht sich ganz direkt auf einen Korpus der jüngeren Kunstgeschichte, der mittlerweile ebenfalls eine paradigmatische Funktion angenommen hat. Die Rede ist von der sogenannten Konzeptkunst. Was darunter zu verstehen ist, wissen mittlerweile noch nicht einmal jene, die den Begriff in die Welt gesetzt haben. Aber vielleicht sollte man Jonathan Monk fragen, denn der wird allerorten als ein Experte für konzeptuelle Kunst vorgestellt. Hat diese nun mit Begriffen zu tun oder mit Konzepten? Wenn es um die Arbeit am Begriff geht, dann gibt es ein Problem: Wie wird diese Arbeit vermittelt? Die Beantwortung dieser Frage ist bedeutsamer als man annehmen mag. Denn die Begriffsarbeit lässt sich nur unzureichend visualisieren. Die Ergebnisse derartiger Versuche sind zumeist das Gegenteil einer Begriffsarbeit. Andererseits wissen wir natürlich, dass außer einigen philosophisch orientierten Kunstfreunden tatsächlich kaum einer an dieser Arbeit Gefallen finden will. Also kann eine Kopie derartiger Begriffsarbeit nur das Gegenteil bedeuten.

Für das Publikum bleibt ein derartiges Unternehmen außerhalb der Reichweite, außer Jonathan Monk nimmt sich des Projektes an: die Überführung der Arbeit am Begriff in ein populäres Unternehmen. Dafür schleift man die gegebenen Inhalte auf den sichtbaren Kern herunter. Das ist einfacher getan als es sich anhört, weil die konzeptuelle Kunst der 60er und 70er Jahre zumeist im Depot liegt und selten in ihrer rigiden Form zur Öffentlichkeit gelangt. Meistens sind die Abbildungen der Werke der Ersatz für das Original. Womit wir heute umgehen, ist eine Abziehform der Originale, die wir gar nicht mehr wahrnehmen wollen. Darin offenbart sich der eigentliche Kern des Monk’schen Unternehmens: der Ahnung von etwas ein Bild geben. Darin mag man dann so etwas wie die Rettung der Phänomene sehen. Wobei sich hier die Frage stellt, was sind denn die Phänomene? Wunschgebilde einiger Kunsthistoriker, die sich die alten Zeiten herbeiwünschen? Phantasmata konzeptueller Werke, deren Aussehen und Ansicht wir nur noch über Textseiten erfahren. Oder gar die Glorie einer avancierten Kunst, von der man angesichts der frühen konzeptuellen Kunst noch träumen durfte? „By revealing mystic truths“ schreibt Bruce Nauman und Jonathan Monk lässt den Satz dann einfach weg, die Neonspirale reicht und sie macht sich ja auch hinter der neuen Couch viel schöner ohne diesen Zu-Satz. Und das findet dann auch den Weg in die richtigen Galerien, zu den richtigen Käufern, die eben nicht an Malerei interessiert sind, aber an der „Leichtigkeit, Nostalgie und Ironie“ im Werk von Jonathan Monk, das sich verbindet mit „Genauigkeit und einem hoch entwickelten Sinn für die wesentlichen Entwicklungslinien der Kunst des 20. Jahrhunderts“ (Katalog). Wenn wir uns den Kosuth nicht leisten, leisten wir uns eben einen Monk.

Was nun die andere Seite der konzeptuellen Kunst, die ‚Pläne und Projekte als Kunst’ angeht, so könnte man bei gutem Willen das gesamte künstlerische Vorgehen von Jonathan Monk als ein konzeptuelles Unternehmen verstehen. Und selbst dafür findet sich dann ein Vorbild.  Jonathan Monk ist einfach ein Wiedergänger von Hank Herron. Dazu schreibt Stefan Römer: „Hank Herron, die fiktive Künstlerfigur, wird als ein in moderner Kunst und Kritik bewanderter, weißer, angelsächsischer Neuengländer charakterisiert. Die Ausstellung findet in einer gestylten und teuren New Yorker Galerie statt, die mit der Aufmerksamkeit der Hochkunstpresse rechnen kann.“ Das passt doch. Nur ist die Figur des Hank Harron eine Fiktion der Kunsthistorikerin Carol Duncan. Nein, Jonathan Monk wird nichts umstürzen und er wird den Porzellanladen irgendwann verlassen. Und dann schicken wir den Elefanten rein.
 
Jonathan Monk „Yesterday, Today, Tomorrow etc.“
Haus am Waldsee
Argentinische Allee 30
8.12.2006-18.2.2007 
Jonathan Monk: „Constantly moving whilst standing still“, 2005, Collection Dr. Paul Marks, Toronto, Canada (© Heinz Pelz)
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