Auris-Werbekampagne

2007:Mar // Raimar Stange

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04-2007
















Mit dem Slogan „Augen auf“ wirbt der Global Player Toyota seit Ende Februar für den „Auris“, dem Nachfolgemodell des „Corolla“. Und auf den wohl fotografierten Werbeplakaten haben dann auch Alle – um nichts weniger nämlich geht es hier in diesem installativen „Gesamtkunstwerk“ – die „Augen auf“: Männer und Frauen, Schwarze und Weiße, Kinder und Alte, sexy Blondine und sportlicher Radfahrer, der (unterirdische) Kanalarbeiter und (überirdische) Bungee-Springer, Hunde und Rinder, Kameras und Tourismusfernrohre, einfach alle schauen begeistert auf den „Auris“. Damit aber auch alle auf diese Plakate schauen können, hat man gleich 200.000 Werbeflächen in 82 deutschen Städten gemietet. In Berlin etwa führt dies zu einem totalen Werbe-Overkill, an nahezu jeder Straßen-, Bus-, U-Bahn- und S-Bahnhaltestelle – am Bahnhof Zoo z.B. mehr als deren 20 –, an unzähligen Litfasssäulen, an teilweise bis zu sechs nebeneinander gestellten Plakatwänden, ist die Kampagne von jedermann/frau auszuhalten. Es handelt sich nämlich erklärtermaßen, man ist stolz drauf, um die größte Plakataktion der deutschen Geschichte. Angestrebt wird, so die betreuende Werbeagentur Zenithmedia nochmals ganz offen, eine „Omnipräsenz von Plakaten“. Deren allumfassende Wirkung – eben dies zeichnet Gesamtkunstwerke aus – soll dann noch einmal verstärkt werden durch eine „crossmediale Unterstützung“ durch andere Massenmedien wie tv, Radio und den mainstreamigen Printmedien. In der bild-Zeitung erscheinen z.B. so genannte „Adveditorials“ – ein überaus treffender Begriff für die gezielte und konsequente Gleichschaltung von „freier“ Presse, heute oft verharmlosend auch als „Medienpartner“ bezeichnet (in diesem Fall u.a. der „Nachrichtensender“ n 24).

Wo aber eigentlich ist nun das Problem? Die von mir benutzten Worte „total“ und „Gleichschaltung“ sagen es deutlich: Toyota gelingt es dank seiner „wirtschaftlichen Potenz“ die visuelle Landschaft der Stadt mit einer totalitären – „Omnipräsenz“ – Werbestrategie zuzukleistern und die Menschen mit ihrer Aufforderung, den Umweltkiller Auto zu kaufen, zu bombardieren. Auch die Hintergründe für diese totale Werbung sind offensichtlich: Einerseits will man den Schub ausnutzen, den eine naiv-lobende Äußerung einer „grünen“ Politikerin jüngst bewirkte, andererseits weiß man, sicher besser als wir, dass über kurz oder lang die Werbung für Autos, genauso wie jetzt schon die für das Rauchen in vielen europäischen Ländern, verboten sein wird, also langt man noch mal voll hin, solange es noch geht. Vielleicht verblödet es ja die Menschen wenigstens für ein paar weitere, überaus profitable Jahre. Dass dies die Klimakatastrophe, inzwischen vom uno-Klimabericht offiziell diagnostiziert, nachhaltig beschleunigt – „Augen zu“ und durch!
Auris-Kampagne Intervention (© Foto: Ralf Henning)
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