Lehre-Spezial / Einführung

2013:May // Andreas Koch

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05-2013
















Lehre-Spezial

Kunstlehre ist ein Feld, über das verhältnismäßig wenig berichtet wird. Das ist bei der hohen Anzahl der Künstler, die sich in dem Feld tummeln, verwunderlich. Ok, die aktuelle frieze d/e stellt die Frage, ob Berlin eine neue Kunstakademie bräuchte. Bei so einer Umfrage bekommt man schnell eine bunte Menge bekannter Leute zusammen, das würde Monopol auch so machen. Von der Vielzahl der vorgestellten Möglichkeiten bis hin zum Vorschlag des Abschaffens der Akademien bleibt am Ende aber wenig hängen. Das vorliegende von-hundert-Spezial treibt das Thema hingegen in verschiedenste Richtungen, aus unterschiedlichsten Perspektiven. Natürlich von der von uns gewohnt pragmatischen Seite. Aus der Sicht des Studenten, des Professors, des Lehrbeauftragten, aus Schulen und Hochschulen, ja selbst aus der Wohnung vorm Fernseher bei arte. Geld, Alltag, Wahnsinn.

Aber warum führt die Lehre so ein mediales Schattendasein, obwohl da so viele Leute involviert sind? Wenn man nur die Kunsthochschulen nimmt und die Fachhochschulen und privaten Kunstschulen weglässt, die Lehreramtsstudenten und die angewandten Künstler, die Grafiker, Mediengestalter und Architekten außen vor lässt, dann kommt man auf immerhin 25 Akademien in Deutschland, die im Schnitt je um die 13 Fachklassen beherbergen. Das alleine sind ca. 300 Kunstprofessoren (wie gesagt, ohne all die anderen, die ebenfalls Kunst an kleineren Hochschulen und Unis unterrichten, und auch ohne den wissenschaftlichen Beiapparat). Diese 300 reinen Kunstprofessoren betreuen um die 4.000–5.000 Kunststudenten, die ein Diplom oder den Meisterschüler anstreben. Den Professoren hilft wiederum eine Heerschar von Assistenten und Lehrbeauftragten, sagen wir pro Prof zwei bis drei weitere Beschäftigte, also noch mal knapp 800 Leute. 6.000 Künstler, über die so gut wie nie geschrieben wird.

Ein Großteil der Protagonisten dieses Lehrbetriebs gondelt zum Beispiel das ganze Jahr quer durch Deutschland, weil die meisten nicht da unterrichten, wo sie wohnen. Hat jemand mal ausgerechnet, was da an Zeit verloren geht und an Emissionen ausgestoßen wird? 500 Pendler, die jede Woche zehn Stunden Zug fahren, manche fliegen gar jede Woche hin- und zurück. Alles geschätzt natürlich … In Wahrheit sind es bestimmt viel mehr. Ein Freund, der wöchentlich zwischen Süddeutschland und Berlin pendelt, per Flugzeug, verbraucht zum Beispiel jährlich 16 Tonnen CO2 nur dafür. Der Schnitt für einen Bundesbürger sind 10 Tonnen und da sind alle Kraftwerke, Industrien und Rinderpupser mit eingerechnet (839,5 Mio Tonnen gesamt durch 81 Millionen Einwohner). Wenn er Zug fahren würde, wären es nur zwei Tonnen …, aber ich drifte ab. Ein Ökologie-Spezial kommt demnächst.    

Illustration (© Andreas Koch)
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