Based-in-Berlin-Spezial

/ Eine Einführung

2011:Aug // Andreas Koch

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07-2011











Dass wir an dieser Stelle auch noch unseren Mist abladen, könnte erstmal ermüdend aussehen. Viel wurde schon gesagt in unendlichen Podiumsdiskussionen, noch mehr geschrieben, alles scheint verhandelt zu sein, nichts ist dabei herausgekommen außer einer vagen Ausstellung, die jetzt ins Sommerloch hineinplätschert. Das Wort Leistungsschau ist so überstrapaziert, dass man es nicht mehr in den Mund nehmen möchte, geschweige denn aufschreiben. Das Wort Kunsthalle noch weniger. Es sieht so aus, als wäre erstmal das Ende einer Debatte erreicht, ein medialer Fukushima-Effekt hat eingesetzt, die Sommerferien stehen vor der Tür und danach kommt erst mal wieder die abc, aber kein Art Forum mehr. Trotzdem jetzt noch „von hundert“, mit bib-Spezial und Release auf der sogenannten Magazine-Night? Genau deshalb, weil es auch danach weitergehen wird mit der Kunst in Berlin und die Frage nach dem wie, scheint jetzt, wo wieder einmal der Berlin-Hype seinen Zenit erreicht hat, dringender denn je. Die kulturpolitischen Rahmenbedingungen sind nach der Ausstellung schwächer denn je, Wowereit hat sein Pulver verschossen und wird sich, falls er denn je wiedergewählt wird, hüten, sich noch einmal auf das verminte Terrain der bildenden Kunst zu begeben.

Dass die Ausstellungsmacher mittlerweile genauso müde lächelnd auf Kritik reagieren, lässt auch dort gewisse Abnutzungserscheinungen vermuten. Sie ziehen das jetzt vollends durch, freuen sich wohl auch auf die Ferien, und wenn jemand noch etwas härter zuschlägt – nur zu, das hält wenigstens noch ein bisschen frisch. Aber geht das? Kann man einfach behaupten, man habe 500 Euro Ausstellungshonorar für jeden Künstler herausgeschlagen und wenn man nachrechnet, sind das gerade einmal 3% des gesamten Ausstellungsbudgets. Ich will hier nicht schon wieder zu sehr auf der Geldschiene herumreiten, das wurde schon im letzten Heft ausgiebig gemacht, aber Finanzierungsbedingungen sind eben doch ein Knackpunkt in der ganzen Geschichte. Kunstbetriebler, die selbst auf einen solchen Megatopf hoffen, werden sich vornehm zurückhalten und immer wieder aufs Inhaltliche verweisen, aber darüber kann man bei einer Ausstellung, die durch die Abwesenheit jeglichen Inhalts glänzt und die schließlich das pure Resultat einer fehlgeleiteten Kulturpolitik ist, und sonst nicht viel mehr, wenig sagen.

Aber es ist doch toll, dass die Diskussion über den Kunststandort Berlin so schön ins Rollen kam, das war doch das Ziel. Mir kommt das ein bisschen so vor, als würde man eine sinnlose Autobahn bauen und sich danach freuen, wenn über mehr Fahrradwege diskutiert wird. Die Kritik wird geschluckt, alles gut, alles führt weiter. So könnte man das alles aus der bib-Perpektive sehen. Aus der Perspektive einer Ausstellung, die insgesamt mehr Energie vergeudet als erzeugt hat, oder besser, die viel verbrannt hat, um, und das muss man von der Ausstellung komplett entkoppeln, das andere Resultat einer jahrelang verfehlten Kulturpolitik zu bündeln und zu beleuchten, nämlich den Widerstand gegen genau diese. Tatsächlich ist das, was sich in den „Haben und Brauchen“-Veranstaltungen langsam sammelt und artikuliert, so noch nicht da gewesen. Eine große Zahl von Kunst-und Kulturproduzierenden, die sich über alle unterschiedlichen Interessen hinweg formieren und ihre Anliegen immer prägnanter vortragen. Darum wird es gehen. Wie wird es in der sogenannten Kunststadt Berlin in fünf oder zehn Jahren aussehen, welche Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden und wie kann man sie erreichen?

Based in Berlin (© Andreas Koch)
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