David Zink Yi

Johann König

2006:Dec // Raimar Stange

Startseite > Archiv > 12-2006 > David Zink Yi

12-2006
















Die wohl längste Titel-Praline der Welt: „Geschlossene Kurve, bei der für jeden Punkt die Summe der Entfernungen konstant ist. Auslassung insbesondere inmitten von etwas.“ Doch genau wie „Duplo“ eben trotz aller cleveren Werbeslogans kein delikates Feingebäck ist, so hält auch diese Ausstellung trotz ihres ambitionierten zweiteiligen Titels nicht, was sie zu versprechen scheint. Und dies obwohl David Zink Yi derzeit immerhin zu den besseren jungen Künstlern (nicht nur) der Stadt zählt.

Für seine Einzelausstellung in der Galerie Johann König stellt Zink Yi, der in Peru geboren wurde und jetzt in Berlin lebt und arbeitet, die Spannung von Kunst und Handwerk, sowie die von (Post)Moderne und Tradition in den Mittelpunkt seiner künstlerischen Überlegungen. Auf dieser Folie bedenkt er dann zudem einmal mehr das Problem von (seiner) Identität und Herkunft in der westlichen Postmoderne.

Aber alles der Reihe, oder vielleicht der „geschlossenen Kurve“ nach: Inmitten des „königlichen“ Galerieraumes steht da eine hölzerne Form, die an ein übergroßes Fass erinnert. Gezimmert ist die bei aller Größe minimalistisch anmutende Skulptur aus peruanischem Holz, gefertigt zudem in einer Technik, die David Zink Yi von einem peruanischen Böttcher gelernt hat. Dieser Fassbauer wiederum hat einst bei einem der Großväter des Künstlers gelernt. Eine ebenfalls im Raum präsentierte Photographie zeigt außerdem, wie in der Firma des besagten Großvaters ein Holzfass gebaut wird. Die altehrwürdige Technik des Fassbauens wird so hier in der Ausstellung in eine künstlerische Technik überführt, mit der ein abstraktes Objekt hergestellt wird. Zudem treten der noch junge Künstler und sein Großvater in einen quasi nachträglichen Dialog ein, der die Grenzlinien von traditionsreichem, angewandtem Handwerk und aktueller „freier“ Kunst verschwimmen lässt.

So weit, so gut – aber leider, doch nicht: Einerseits zeugt das zu betrachtende ästhetische Werk zwar von wohl beträchtlichem Arbeitsaufwand, interessanter aber machen diese (körperlichen) Anstrengungen das Ganze auch nicht. Elliptische Form und scheinbar vergilbtes Photo – da hat man schon Aufregenderes gesehen. Dies wiederum wäre durchaus kein Problem, ja könnte sogar angenehm souverän sein, wenn diese installative Form erkenntnisbringende Reflexionen in Gang setzen würden. Doch genau das, und dies ist die Krux der vermeintlichen Praline, ist hier nicht der Fall, vielmehr handelt es sich bei „Geschlossene Kurve, bei der für jeden Punkt die Summe der Entfernungen konstant ist. Auslassung insbesondere inmitten von etwas.“ nur um ein gut gelerntes Aufarbeiten von artistischen Fragestellungen, die gerade in den Neunzigern des letzten Jahrhunderts – man denke nur an Jorge Pardo, Andrea Zittel oder Tobias Rehberger – längst mehr oder weniger erfolgreich durchexerziert wurden. Die Wiederholung von David Zink Yi tat nicht Not, so vergesslich ist das kollektive Gedächtnis der Kunstwelt dann doch nicht.

David Zink Yi „Geschlossene Kurve, bei der für jeden Punkt die Summe der Entfernungen konstant ist. Auslassung insbesondere inmitten von etwas.“
Galerie Johann König, Dessauer Straße 6‒7, 21.10.2006‒25.11.2006
Foto (© Raimar Stange)

Download

Microtime für Seitenaufbau: 1.23671984673