Into me – Out of me

KW

2006:Dec // Raimar Stange

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12-2006
















Was haben ein Piss-Painting von Andy Warhol und eine von Andrea Zittel gezeichnete Wohneinheit mit Pinkel-Option eigentlich gemeinsam? Oder diese Arbeiten mit einer kleinen Dose Künstlerscheiße von Piero Manzoni? Sie werden derzeit in den Kunstwerken (kw) in der Ausstellung „Into me/Out of me“ gezeigt und zwar in einem Raum auf der Etage, die unter dem inhaltlichen Motto „Geben und nehmen …“ steht. Dass es bei diesen drei Arbeiten doch, trotz der gemeinsamen Teilmenge „Urinieren und Scheißen“, um grundsätzlich anderes geht, dies kümmert hier scheinbar nicht. Das „Geben und nehmen“ wird in der Ausstellung aber noch weiter gefasst, denn auch eine Performance von Andrea Fraser, während der sie mit einem us-amerikanischen Sammler ins Bett geht, um zu poppen, ist in dieser Etage zu sehen. Und, gleich gegenüber, ein Photo von Robert Mapplethorpe, das zeigt, wie ein (schwuler) Mann einem anderen in den Mund pisst. Kurator Klaus Biesenbach will mit solchen Konstellationen in der sich über ganze vier Etagen erstreckenden, also groß angelegten Ausstellung „Into me/Out of me“ zeigen, dass das Problem des Körpers das „zentrale Thema in der zeitgenössischen Kunst der vergangenen vier Jahrzehnte“ war, so jedenfalls liest man überaus verdutzt in der Pressemeldung zur Show. Nicht nur, dass diese Behauptung nichts als blanker Unsinn ist, schließlich hat es da noch, wir wissen es alle, ganz andere Diskurse gegeben, die sicherlich mindestens genauso wichtig waren, strafverschärfend kommt noch hinzu, dass der Kurator sein sicherlich nicht uninteressantes Thema in „Into me/Out of me“ so dehnt, dass, wie oben beschrieben, durchaus relevante Aspekte und durchaus ernst zunehmende künstlerische Arbeiten ihre eigentümliche Spezifik und somit letztlich auch fast schon ihre Bedeutung verlieren. Was dann noch bleibt ist eine quälende Redundanz mehr oder weniger geschundener Körper, die, durch die seltsamen Zusammenstellungen des Kurators nahezu sinnentleert geworden, in der Ausstellung nur noch ein „Wer und was ist befremdlicher“ vorführen.

ps: Klaus Biesenbach darf übrigens jedes Jahr mindestens eine Ausstellung in den KunstWerken kuratieren. Warum eigentlich? Auf welcher formalen Basis? Hat er, der sich zugegebenermaßen seit Anfang der 1990er Jahre vieler Verdienste um die KunstWerke rühmen kann, Berlin nicht längst in Richtung New York City verlassen und dort einen neuen Job im P.S.1/MoMa angetreten?! Das könnte etwas mit Souveränität zu tun haben: Loslassen können.

KW Institute for Contemporary Art
„Into me/Out of me“, 26. 11. 2006 bis Februar 2007
Janine Antoni, „Mortar and Pestle“, 1999, C-print (© Janine Antoni and Luhring Augustine, New York)

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