Brutaal

Jeroen Jacobs bei Sommer & Kohl

2012:Apr // Heidi Specker

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04-2012
















Es war auf der Eröffnung. Irgendwie und aus dem Nichts ist mir das Wort in den Kopf geschossen: „dreist“. Weil ich Jeroen Jacobs und seine Arbeit schon lange kenne, fand ich das sonderbar. Ich sah mir die Ausstellung genau an – vielleicht gab es ja einen Grund für dieses „dreist“.  
 
Jeroen Jacobs zeigt fünf Skulpturen. Gebogene Aluminiumrohre, das längste ist aus Stahl.
Sie stecken in runden und eckigen Holzsockeln und stehen im Raum verstreut auf dem Boden. Die flachen Röhren sprießen wie Halme aus den naturbelassenen oder schwarz lackierten Platten. In verschiedenen Längen (1–2 m) biegt sich das größte, längste Metall fast wie im Wind, die anderen sind kürzer, kleiner. Insgesamt bleibt ein dichter Eindruck, ich hatte kurz den Wunsch die Arbeiten in einem anderen, einem größeren Raum zu sehen.
Die Arbeiten waren weder zu wenig (unverschämt wenig, ganz schön dreist) noch völlig banal (dummdreist). Ich konnte keinen Zusammenhang finden, nichts Konkretes feststellen.

JJ
Jeroen Jacobs war schon oft mit einem Werkzeugkoffer bei mir. Den von seinem Vater habe ich wohl noch nie gesehen, denn ich kann mich an kein JJ erinnern. Der Vater hatte seinem Sohn einen Werkzeugkoffer mit eigenen Initialen geschenkt. Jeroen Jacobs war an der Akademie angenommen worden. So die Legende. JJ verspricht ja eine gewisse Dynamik.

Nun habe ich mir „dreist“ ins holländische übersetzen lassen. Im positiven, mutigen Sinne übertragen wäre das „brutaal“. Und ich bin sicher, das meint das Richtige. Man schlägt das Rohr mit einem Hammer, das denke ich mir, und spannt es in einen Amboss ein, das hat JJ mir gesagt. Wie das konrekt aussieht, kann ich mir trotzdem nicht vorstellen. Brutaal?
Wieviel und welche Arbeit, kann ich mir zumindest vage denken, den Lärm dann wieder gar nicht.

Jeroen Jacobs zerschlägt, deformiert mit dem Hammer die eine Form, das Rohr, und arbeitet gleichzeitig eine neue, den Halm, heraus und ein Wesen hinein. Arbeitet sich in das Material hinein mit seinem Werkzeug. Die Ausstellung ist natürlich ein Ergebnis, ein Resultat und damit wieder ein äußerst starrer, toter Moment. Sehr still, wenn man den Krach im Atelier bedenkt. Der Hammer liegt im Koffer.

Ich hatte Jacobs eine Frage gestellt: Bist Du ein Grashalm?
Er fragte zurück: Bist Du ein Grashalm?
Am liebsten hätte ich geantwortet, ich bin eine Wiese. Schreib Dir ein JJ in den Himmel. Aber das ist meine romantische dummdreiste Vorstellung. Die fünf Zeichen, die im Boden stecken, riechen metallisch.       

Jeroen Jacobs „JJ“, Galerie Sommer & Kohl, 
Kurfürstenstraße 13, 10785 Berlin, 14.1.–25.2.2012
Jeroen Jacobs „JJ“ 2012, Ausstellungsansicht Sommer & Kohl, Courtesy Sommer & Kohl (© Heidi Specker
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