Ganzseitige Anzeige (Spezial)

2008:Feb // Martin Germann

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02-2008
















Tobias Meyer, Worldwide Head of Contemporary Art, Sotheby’s: Derzeit spürt man eine enorme Aufregung in unserem Haus, da wir eine der wichtigsten Skulpturen von Jeff Koons installieren konnten, Hanging Heart. Es scheint, als ob die Arbeit aus dem Weltall kommt, sie hat eine so absolute Surrealität an sich, dass wir fast glauben, etwas so Perfektes kann nicht existieren. Hanging Heart ist Teil der „Celebration“-Serie, einer auf feierlichen Momenten basierenden Skulpturenserie. Zum Beispiel gibt es da noch die Skulptur Balloon Dog, es gibt Balloon Flowers, ebenso aus Edelstahl, auch in monumentalem Ausmaß. Dies sind die Herzstücke der 1994 angefertigten Skulpturengruppe, die dem Künstler eine Unmenge an Zeit abverlangt hat, da er sich so obsessiv der Perfektion gewidmet hat. Er hat Dinge gemacht, die wirklich unmöglich zu realisieren waren, denn das Modell für die Skulptur ist ein leichtes Glasornament. Wie also bringt man eine gewichtslose Skulptur in eine Skulptur, die 1,5 t wiegt, die zudem an etwas aufgehängt wird, was nicht dem Aufhängen gedacht ist – einer Schleife – die in diesem Fall aus Stahl gemacht wurde?

Lisa Dennison, Executive Vice President, Sotheby’s: Hi, meine Name ist Lisa Dennison und bin seit kurzem zu Sotheby’s gewechselt, vorher habe ich 29 Jahre für das Guggenheim Museum gearbeitet. 1996, zwei Jahre, nachdem die Serie konzipiert wurde, wurde ich in Jeffs Studio auf dem Broadway in Lower Manhattan gebracht. Dort konnte ich einige der ersten Schritte der Erschaffung von der Celebration-Serie verfolgen, wozu auch Hanging Heart.gehört. Robert Rosenblum, mein damaliger Kollege im Guggenheim, machte einige Aufnahmen und sagte, da sind all diese außergewöhnlich großen Objekte, die uns zurück zu Dingen bringen, die wir aus unserer Kindheit lieben – und wir alle dachten: „Woooow, das ist so fantastisch, er macht diese Skulpturengruppe, und wir zeigen sie im Museum! Die technischen Anforderungen für diese Arbeiten waren aber so unglaublich komplex, dass die Show verschoben, verschoben und wieder verschoben werden musste. Dass Hanging Heart jetzt zu Sotheby’s gekommen ist, hat mir eine riesige Freude bereitet und mich wirklich im Allerinnersten berührt, das ist etwas, das bei Jeffs Arbeit immer passiert. Ich dachte immer, es ist dieses wunderschöne, unschuldige Universalsymbol, und wenn man es sieht, ist es extrem sexuell, diese Spannung zwischen dem Fußboden und dem Ende der Skulptur, die Geilheit, die Lüsternheit und die prallen Kurven in der Skulptur, und besonders das Loch wo die Schleife mit dem Herzen verbunden ist. Das sind alles Dinge, mit denen Jeff spielt, die unschuldige, kindliche Freude und der Spaß der Erwachsenen, Erotik und Sex. Das ist eine Erfahrung, die eine Fotografie nicht vermitteln kann, man muss das Original sehen!

Alexander Rotter, Senior Specialist: Jedes große Kunstwerk bekommt plötzlich seine ganz eigene Identität, wenn man merkt, irgendwas ist hier außergewöhnlich und nicht normal. Als wir die Arbeit aufbauten, kamen immer mehr Mitarbeiter, am Ende stand 50 Leute und schauten gebannt einem der größten Momente von Sotheby’s zu – ein Kunstwerk nur für die Mitarbeiter aufzubauen und es zu fotografieren. Und man merkte, dass am Ende des Tages, nach zwölf Stunden harter Arbeit, die Leute hier standen und hofften, dass all die Emotionen dieses unglaubliche Wooooow hervorbrachten.

Tobias Meyer: Hanging Heart wird das erste Mal in Amerika gezeigt, daher ist es eine so große Gelegenheit. In der Kunstwelt hat es bereits jetzt eine große Aufregung verursacht, Leute rufen an, sie kommen, um es zu live zu sehen. Wegen der Komplexität und der Perfektion des Objektes kann man es nicht einfach aus dem Regal holen. Man muss sich große Mühe geben, um es zu installieren – und man muss sich große Mühe geben, um es zu sehen.

zusammengestellt und übersetzt von Martin Germann

Nachtrag: Am 14. November 2007 hatte das lange Warten auf die Auktion von Jeff Koons’ „Hanging Heart“ ein Ende. Die Skulptur wurde für 23,6 Millionen Dollar verkauft. Rekord! Das Los ging an Larry Gagosian. Ob es das gleiche Herz ist, dass Nicolas Berggruen den staatlichen Museen zur Verfügung stellen will, konnte nicht mehr herausgefunden werden, schließlich gibt es vier Herzen.  Jedenfalls bekommt Berlin auch sein „Hanging Heart“. Wooow, das ist fantastisch! Herzlichen Glückwunsch!

Jeff Koons „Hanging Heart“ Promotionvideo (Stills) (© Sotheby’s, New York 2007)
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